Statistisches Modell mit „big data“ und KI
Für die Berechnung der Luftbelastung an Hauptverkehrsstraßen sowie in lebensweltlich orientierten Räumen (LOR – „Kieze“) wird das statistische Modell „FAirQ“ verwendet, das von INWT Statistics GmbH entwickelt worden ist. Dies ist ein mathematisches Modell-System zur stadtweiten Überwachung und Vorhersage der Luftschadstoffbelastung in Echtzeit, das auf „big-data“- und „künstliche Intelligenz“-Ansätzen aufbaut. Die Berechnung der aktuellen und prognostizierten Luftqualität erfolgt in mehreren Schritten.
Stadtstruktur und Wetter beeinflussen Vorhersage
Wichtige Eingangsgrößen sind die zurückliegenden Luftqualitätsmessungen, die Wettervorhersagen, die großräumigen Luftschadstoffvorhersagen, sowie Verkehrsdaten und Informationen über die Stadtstruktur, also die Aufteilung in Straßenraum, Wohnviertel, Grünflächen und daraus abgeleiteten Emissionsverteilungen. Anhand von langen Messreihen „lernt“ das Modell Zusammenhänge zwischen den einzelnen Eingangsvariablen und unterteilt diese Zusammenhänge in so genannte „Entscheidungsbäume“. Diese können für die Zielvariable – also die Luftschadstoffbelastung durch NO2, PM10 und PM2,5 – sehr unterschiedlich ausfallen. So ist beispielsweise die NO2-Belastung weit stärker durch den Verkehr geprägt als die Partikel-Belastung, die durch überregionale Einflüsse stärker beeinflusst wird. Auch der Einfluss des Wetters ist für Partikel weit wichtiger als für NO2. Aus diesen Zusammenhängen wird dann anhand der Vorhersagen für das Wetter, für den Verkehr und für die großräumige Luftschadstoffbelastung die aktuelle und zukünftige Luftschadstoffbelastung an Berliner Hauptverkehrsstraßen und in so genannten Kiezen berechnet und dargestellt.
Aktualisierung zwei Mal täglich
Die Berliner Vorhersage wird auf einem regelmäßigen Gitter von 50x50 m² durchgeführt und zweimal am Tag erneuert. Ausgehend von diesen Gitterwerten werden dann die Vorhersagen für einzelne Straßenabschnitte zusammengezählt und die stündlichen Vorhersagen für diesen Straßenzug für die nächsten vier Tage als Stundenwerte erzeugt. Zudem werden die stündlichen Gittervorhersagen für die Berliner „Kieze“ (LOR) gemittelt und auf Tageswerte aggregiert. Somit steht auch eine Vorhersage für den aktuellen Tag und für die nächsten vier Tage zur Verfügung.
Stundengenaue Vorhersagen an Hauptstraßen
An Hauptverkehrsstraßen halten sich die allermeisten Menschen nur wenige Stunden durchgängig auf. Deshalb werden hier stundengenaue Vorhersagen gemacht. In Wohnvierteln und so genannten Kiezen hingegen, die zwar auch von den Straßenemissionen belastet sind, aber auch von vielen anderen Quellen beeinflusst werden, werden Tagesmittelwerte vorhergesagt. Denn gerade diese sind nachweislich für Krankheitslasten maßgeblich.
Die Grenzen des Modells
Ein Modell ist immer nur eine Annäherung an die Realität, wie sie mit Messgeräten bestimmt wird. Es können daher Über- oder Unterschätzungen der tatsächlichen Luftqualität auftreten. Die Modellwerte wurden mit Messergebnissen verglichen, die Abweichungen liegen im Rahmen hoher Qualitätsanforderungen. Gerade aber an der Stadtautobahn ergeben sich rechnerisch sehr hohe Luftschadstoffbelastungen, die durch die Verdünnung in der Atmosphere an angrenzenden Wohnbebauungen bereits wesentlich niedriger sind. So nimmt beispielsweise die Stickstoffdioxid-Belastung (NO2) schon innerhalb von ca. 100 Metern von der Emissionsquelle sehr stark ab.
Die Vorhersagen können direkt mit den Messdaten verglichen werden und bilden eine gute Grundlage, die Qualität des Modells zeitnah zu überprüfen.