Beschreibung Analyse der KEP-ähnlichen-Verkehre
Im Rahmen des eUVM-Projekts wurden verschiedene Verkehrsdatenanalysen durchgeführt. Da die verwendete Datengrundlage auch Informationen wie Flottentyp und Gewichtsklasse enthält, wurde im Kontext der Analyse geprüft, ob sich damit Aussagen über Teilbereiche des Wirtschaftsverkehrs treffen lassen. Diese Teilbereiche wurden mithilfe von hoch aufgelösten Floating Car Data für den Zeitraum September 2021 analysiert.
Für hoch aufgelöste Floating Car Data werden GPS-Daten verschiedener Fahrzeugflotten oder Mobilfunkanwendungen vom jeweiligen Anbieter eingekauft und datenschutzkonform durch eine Firma (hier INRIX) bereitgestellt. Dabei ist nicht bekannt, welche Fahrzeugflotten oder Mobilfunkanbieter der Firma INRIX ihre Daten zur Verfügung stellen.
Um auch die Schwachstellen des Datensatzes genauer zu beleuchten, sind folgende Punkte zu erwähnen:
- Da der Datensatz einerseits nur einen Bruchteil des realen Verkehrs darstellt, sind Aussagen bzgl. absolute Zahlen nicht sinnvoll. Die Zahlen können nur relativ zueinander betrachtet werden.
- Da keine Zuordnung zu Flotten oder Mobilfunkanbietern möglich, kann auch kein Rückschluss auf die Grundgesamtheit erfolgen.
- Zur genaueren Einordnung der Daten wurde die Verteilung der Reisedauern sowie der Reiselängen ausgewertet. Hierbei ist aufgefallen, dass es in den INRIX Daten eine gewisse Überrepräsentation sehr langer Fahrten (über 100 Minuten Reisedauer bzw. über 100 km Fahrtlänge) sowie von sehr kurzen Fahrten (kleiner 5 km bzw. Reisedauern unter 15 Minuten) zu geben scheint.
- Über die Gewichtsklassen kann man den Datensatz nach Fahrzeugen über 12,5 t (Wert resultiert aus US-amerikanischer Gewichtskategorisierung) filtern. Da in verschiedenen Vergleichen gezeigt wurde, dass diese Gewichtsklasse in dem INRIX-Datensatz unterrepräsentiert ist, wurde die Analyse dieser Fahrzeugklasse nicht weiter fortgeführt. Allgemein lässt sich dennoch zur Verteilung der Fahrzeuge über 12,5 t sagen, dass sich diese Verkehre entlang der Autobahnen, mit wichtigen Abfahrten am Tempelhofer Damm und der Seestraße bewegen.
Anzumerken ist an dieser Stelle, dass man sich bei der Interpretation der Daten des gewählten Zeitraumes bewusst sein muss. Zu diesem Zeitpunkt sind die Nachwirkungen der Corona-Pandemie auch im Verkehr weiterhin spürbar. Dazu zählt unter anderem auch die Intensivierung des Kaufverhaltens über Online-Angebote und dem damit verbundenen erhöhten Lieferverkehrsaufkommen.
Nach den oben aufgeführten Punkten beschränkt sich die Analyse auf Fahrzeuge des Flottentyps Liefer-/Paketflotten und mietbare/private LKW-Flotten und der Gewichtsklasse weniger als 12,5 Tonnen.
Die allgemeine Defintion von KEP-Verkehren lautet wie folgt:
KEP steht für "Kurier-, Express- und Paketdienste" und bezieht sich auf Unternehmen, die den Transport von Paketen und Dokumenten anbieten.
Die durch diesen Ansatz mögliche Datenanalyse beschreibt am ehesten Fahrzeuge bzw. Bewegungsmuster aus dem KEP-Bereich. Es wird daher versucht, aus diesen KEP-ähnlichen-Verkehren Aussagen über den KEP-Verkehr abzuleiten. Diese Aussagen sind aber aufgrund der oben beschriebenen begrenzten Stichprobe nicht als allgemeingültig zu verstehen.
Auch die KEP-ähnlichen Verkehre verhalten sich nach einem ähnlichen Muster, wie die oben beschrieben Verkehre über 12,5 t, welches vor allem im Osten und Nordosten der Stadt um die Hauptstraßen und Teile des nachgelagerten Verkehrsnetzes erweitert ist.
Zusätzlich zu den dargestellten Strecken konnten die Daten auf ihre Quell-Ziel-Beziehungen analysiert werden. Hierbei ist anzumerken, dass die räumliche Auflösung dieser Daten innerhalb Berlins in erster Instanz nach Ortsteilen, in zweiter Instanz auf Teilverkehrszellenebene und außerhalb Berlins auf Brandenburger Gemeindeebene dargestellt wurden. Die Analyse ist vollständig DSGVO-konform.
Zur besseren Interpretation der Daten wurde eine Abbildung, die die Summe der Stadtweiten Anzahl von KEP-ähnlichen-Fahrten in Abhängigkeit von der Tageszeit darstellt, herausgearbeitet. Der Großteil der KEP-ähnlichen-Trips findet zwischen 7 und 17 Uhr statt. Dabei weisen die Startzeiten einen Anstieg zwischen 5 und 7 Uhr auf, währen die Endzeitpunkte den größten Abfall nach 17 Uhr vorweisen.
Ein tieferer Blick in die Quelle-Ziel Analyse ergibt, dass Bereiche mit einer hohen Dichte von KEP-ähnlichen-Starts vor allem Gewerbegebiete in Berlin betreffen. Beispiele für Lebensweltlich orientierte Räume (LOR), die unter den Top 10 der KEP-ähnlichen-Startgebiete liegen sind der Huttenkiez, die Teichstraße, der Schulenburgpark oder die Marzahner Chaussee. Außerhalb Berlins liegen wichtige Anlaufstellen für den KEP-ähnlichen-Verkehr in Potsdam, Bernau bei Berlin, Schönefeld und Großbeeren.
Bei der Prüfung auf Plausibilität wurden stichprobenartig wichtige KEP-Verkehrszentren ausgewählt, um zu sehen, ob diese in den Daten repräsentiert werden.
Beispielweise wird das Amazon-Logistikzentrum in der Porschestraße südlich des Marienparks (im LOR-Gebiet Fritz-Werner-Straße) als ein häufig genutzter Startpunkt im Datensatz erkannt. Auch scheint das DHL-Zentrum in der Josef-Orlopp-Straße (im LOR-Gebiet Herzbergstraße) erfasst worden zu sein. Hier muss man nur etwas vorsichtiger sein, da dieser Bereich als Gewerbegebiet durchaus auch andere Quellen für KEP-ähnliche-Verkehre enthalten kann. Die Gemeinde Schönefeld mit dem BER-Flughafen als wichtiger Umschlagspunkt sowie dazugehörigen Logistikzentren von DHL und UPS gehört im Datensatz zu einem der am stärksten frequentierten Startpunkten. Dagegen wird die Gemeinde Ludwigsfelde zwar schon mit einer erhöhten Startfrequenz von KEP-ähnlichen-Verkehren erkannt, aber da das neue DHL-Zentrum erst im Juni 2022 eröffnet wurde, definitiv noch nicht unter den stärksten frequentierten Startpunkten.